Langgöns/Niederkleen (imr/iri/ikr). „Wir pflegen heute einen alten Brauch, den uns unsere Vorfahren aus den ostdeutschen Vertreibungsgebieten überliefert haben“, erklärte Erich Teichner während der Sonnwendfeier in Niederkleen. Teichner, einer der letzten noch lebenden Vertriebenen aus dem Egerland, fand nach dem Zweiten Weltkrieg in Niederkleen eine neue Heimat. Der Gesangverein „Liederkranz“ Niederkleen organisierte die Feier auf dem Festplatz, die in die Jubiläumsfeierlichkeiten „Cleeheim 774“ zur 1250-jährigen Ersterwähnung von Niederkleen und Oberkleen eingebettet war.
Der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Geschichte der Egerländer Vertriebenen für die Nachkriegsgeschichte der Region. Hans-Joachim „Jogi“ Röhrig erläuterte, dass der Begriff „Sudetendeutsche“ über drei Millionen Deutsche in den böhmischen Ländern umfasst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Menschen systematisch vertrieben, verloren Hab und Gut und vor allem ihre Heimat. „Aus Erzählungen meiner Oma weiß ich, dass gerade hier gegenüber in der Bennergasse eine Familie aus Bessarabien Zuflucht fand und sich mühsam an die neue Lebenssituation anpassen musste“, berichtete Röhrig. Diese Familie war nicht die einzige im Ort: Denn 1946 kamen zu den 500 Einwohnern Niederkleens 460 Geflohene hinzu, das waren nahezu doppelt so viele wie die ansässigen Einwohner. Auch Oberkleen nahm über 200 Menschen auf. „Rückblickend darf man sagen, dass wir gut zusammengefunden und viele Schwierigkeiten gemeistert haben“, resümierte Röhrig, der auch Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Niederkleen ist.
Erich Teichner unterstrich in seiner „Feuerrede“ die Bedeutung der Sonnwendfeier: „Der längste Tag und die kürzeste Nacht wurden im gesamten indo-germanischen Raum gefeiert, und die Kirche übernahm dieses Brauchtum bei der Christianisierung.“ Er stellte sich vor, dass vor 2000 Jahren Menschen auf den Anhöhen rund um das Dorf die Sonnenwende feierten. „Vielleicht sah man von hier aus ebenso die Feuer der Nachbarorte wie in unserer ostdeutschen Heimat.“ Das Entzünden des Feuers symbolisiere den Sieg des Lichts über die Finsternis und übe seit jeher eine Faszination auf die Menschen aus. Teichner gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass eines Tages auch die Gerechtigkeit über Hass und Intoleranz siegen werde. In diesem Sinne solle der Holzstoß entzündet werden.
Musikalisch hatte „d’Chor“, der Gemischte Chor des „Liederkranz“, unter der Leitung von Zhibai Zhang das Fest eröffnet, für die weitere musikalische Begleitung sorgten die „Böhmischen Freunde XL“.