Historischer Rundgang durch Niederkleen: 1250 Jahre lebendige Geschichte
Niedekrleen (irk). Bei schönstem Spätsommerwetter lud der Heimat- und Geschichtsverein Niederkleen zu insgesamt vier historischen Rundgängen auf zwei Routen durch den malerischen Ort ein, der weit über hundert Geschichtsbegeisterte anlockte. Anlass war das Jubiläum „Cleeheim 774“, das die 1250-jährige Ersterwähnung von Niederkleen und Oberkleen feierte. Rund um das Heimatmuseum wurde die bewegte Geschichte des Dorfes so auf faszinierende Weise erlebbar gemacht und bot den Teilnehmern einen tiefen Einblick in vergangene Jahrhunderte.
Das Ortsbild von Niederkleen wird noch heute von den charakteristischen Drei- und Vierseithöfen geprägt, viele davon stammen aus der Zeit um den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Giebelständige Wohnhäuser und gut erhaltene Fachwerkbauten verleihen dem Dorf seinen historischen Charme. Viele dieser Gebäude erstrahlen heute wieder in neuem Glanz und geben ein lebendiges Zeugnis aus früheren Zeiten.
Einige der bedeutendsten Bauwerke und ihre Geschichten standen im Mittelpunkt der Rundgänge: Hans-Joachim „Jogi“ Röhrig, 1. Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, führte zum Heimatmuseum, das als Rathaus erbaut wurde und auch als alte Dorfschule diente, und zur Kirche. Museumsleiterin Doris Müller-Heinz erzählte die abwechslungsreiche Geschichte des Hofs Ludwig und Hoffmanns Hof, auf dem sie selbst wohnt. Seine Ursprünge lassen sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde der 15-jährige schwedische Soldat Johannes Michel verletzt in Niederkleen zurückgelassen. Er heiratete in die Familie ein und wurde Stammvater der heute in der Region weitverzweigten Michel-Familie. Auch Doris Müller-Heinz ist eine Nachfahrin von ihm. Die Geschichte des Hofes und der Familie ist auch im historischen Roman „Der Fremdling“ von Sigrid Heuck festgehalten, der das Leben im 17. Jahrhundert in Niederkleen beschreibt.
Eine weitere Station des Rundgangs war der Glaumsche Hof. Björn Glaum berichtete über die wechselvolle Geschichte dieses großen Anwesens, das 1608 von der Familie Brück gegründet wurde. Wie viele andere Höfe erlebte auch dieser Plünderungen und Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg. Der heutige Familienname „Glaum“ geht übrigens auf einen französischen Söldner namens Guillaume zurück, der in die Familie einheiratete.
Bernd Bauer nahm die Teilnehmer mit zur Besichtigung des „Alten Hauses“, einem der eindrucksvollsten Fachwerkhäuser von Niederkleen, das 1656 erbaut wurde. Auch über das „Cunze Haus“ berichtete er. Das Backhaus und das Kronewirtsche Haus, ein ehemaliges Gasthaus aus dem Jahr 1606, das einst als Rastplatz für Reisende und als Treffpunkt für Schmuggler diente, stellte Jürgen Knorz ebenso vor wie das Ohlysche Haus, eines der bekanntesten Fachwerkhäuser Niederkleens, das 1620 erbaut wurde. Nachdem das Haus 1990 durch ein Feuer schwer beschädigt wurde, konnte es dank der stabilen Eichenbalken in nur acht Monaten wieder vollständig aufgebaut werden.
In Anschluss an die Rundgänge gab es Gelegenheit, im benachbarten Begegnungsgarten den Nachmittag in geselliger Runde ausklingen zu lassen. Dank des unermüdlichen Engagements des Heimat- und Geschichtsvereins bleibt die reiche Geschichte Niederkleens nicht nur bewahrt, sondern wird auch für kommende Generationen lebendig gehalten. Der historische Rundgang bot nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit, sondern verdeutlichte auch die enge Verbundenheit der heutigen Bewohner mit ihrer Geschichte und ihrer Heimat.