Volles Haus beim Neujahrsempfang. Langgöns startet ins Jubiläumsjahr „Cleeheim 774“

Langgöns (ikr). Volles Bürgerhaus in Niederkleen beim 14. Neujahrsempfang der Gemeinde Langgöns, der zugleich den Auftakt der Feierlichkeiten zum 1250-jährigen Jubiläum „Cleeheim 774“ der Ortsteile Oberkleen und Niederkleen bildete. Der Abend stand ganz im Zeichen dieses historischen Festjahres.

Die beiden Dörfer tauchten als erste Siedlungen in der heutigen Großgemeinde im Jahr 774 im weltberühmten Lorscher Kodex auf und bilden somit den historischen Ursprung von Langgöns. 2024 verspricht damit ein ganz besonderes Jahr für die Gemeinde zu werden. Bürgermeister Marius Reusch und Parlamentspräsident Martin Hanika freuten sich über den großen Zuspruch der Bevölkerung. Der Rathauschef begrüßte einen „breiten Querschnitt aus Bürgerschaft, Politik, Vereinen und Wirtschaft“. In seiner Ansprache ging er auf die aktuellen, „leider multiplen Krisen“ ein, die „umtreiben und aufwühlen“. Er appellierte, „Zuversicht zu haben, wir können und wollen was gestalten“. Besonders freue ihn, dass sich die beiden Jubiläums-Ortschaften zusammengetan haben, um die Feierlichkeiten gemeinsam auszurichten. „Nutzen Sie dieses Jahr und feiern Sie mit uns, es soll ein gutes Jahr werden“, betonte er.

Frank Mignon, männlicher Part der „City Rhythm Band“ aus Wetzlar, moderierte den Abend souverän und mit viel Humor. Der weibliche Part des Duos, Anita Vidovic, begeisterte mit ihrem Gesang und machte dem Publikum ein ganz besonderes Kompliment: „Eine solche Heimatverbundenheit habe ich selten erlebt, ich beneide Sie.“ Auch die Sangesfreunde Kleebachtal aus Oberkleen unter der Leitung von Erich Reusch trugen zum musikalischen Gelingen des Empfangs bei.

Als Gastredner warf der bekannte oberhessische Heimatforscher Dr. Heinz-Lothar Worm aus Linden-Leihgestern einen launigen und amüsanten Blick auf die beiden Jubiläumsdörfer: „Als ich Ende der sechziger Jahre aus Nordhessen hierherzog und mit meiner Isetta die Gegend erkundete, begegneten mir in Oberkleen viele schwarze Ladys auf der Straße, die wie Königinnen anmutig und würdig schritten“, berichtete er. Erst später sei ihm bewusst geworden, dass diese Frauen, die noch Tracht trugen, „mit so vielen Röcken gar nicht schnell gehen konnten“. Besonders gut gefielen ihm die vielen schönen Fachwerkhäuser in den beiden Dörfern und die hügelige Landschaft. Worm beleuchtete auch die Frage, ob das Leben früher besser und schöner war. Gewaschen wurde seinerzeit nur einmal im Jahr, es war jedes Mal „ein Mordsaufwand“. Auch die Kinderbetreuung ließ oftmals zu wünschen übrig, und die Frauen, die das ganze Jahr hart in der Landwirtschaft arbeiten mussten, hatten nur das Geld vom Butter- und Eierverkauf zur eigenen Verfügung. Es wurde noch Dialekt gesprochen und das soziale Miteinander war durch „große Hilfsbereitschaft“ geprägt. Geheiratet wurde gerne untereinander und „nach Besitz“. Als Folge waren Erbkrankheiten häufig. Die medizinische Versorgung bestand im Wesentlichen aus probaten Hausmitteln wie beispielsweise Hühnersuppe. Als Worm als junger Lehrer in Dornholzhausen weilte, entdeckte er dort den Roman „Die Hexe vom grauen Stein“ von Wilhelm Reuter aus Oberkleen. „Das Buch hat mir so gut gefallen, dass die Idee entstand, alle hessischen Romane aufzuspüren und zu lesen.“ Daraus entwickelte der Germanist über viele Jahre ein fünfbändiges hessisches Literaturlexikon, dass er 2011 fertigstellte. Als ehemals skeptischer „Zugewanderter“ liebt er heute die Region: „Hier bleibst du so lang wie möglich, ein besseres Bekenntnis zur Heimat kann man nicht machen.“ Als Zugabe sang er sein selbstverfasstes Lied „Der Hobsch“ (Der Habicht).

Anschließend gab es zwei unterhaltsame Talkrunden mit Bürgerinnen und Bürgern aus Oberkleen und Niederkleen zur Vergangenheit und Gegenwart. Schöne Anekdoten und historische Hintergründe wurden ausgetauscht. Die Teilnehmer waren Bettina Straßheim, Gisela Rudrich, Hans-Joachim „Jogi“ Röhrig, Martin Hanika sowie Ricarda Glaum, Christiane Bork-Werum, Steffen Ritter und Christoph Meywald. Dabei ging es um persönliche Erinnerungen und ehrenamtliches Engagement im Vereinsleben, um Werte, Lebensqualität auf dem Land, das Heimatgefühl und die Verantwortung für die Dorfgemeinschaft. Alle auf dem Podium bekannten sich auf verschiedene Art und Weise ganz entschieden zu ihrer Heimat. Zum Schluss kam Bürgermeister Marius Reusch noch hinzu und bilanzierte: „Wir sollten uns bewusst machen, was wir an den Orten haben, dann kommt auch die Wertschätzung.“ Vieles werde sich zukünftig verändern, aber die grundsätzlichen Dinge werde man „am Laufen halten“. Er dankte allen, die zum Gelingen des Empfangs beitragen hatten, allen voran Rathaus-Mitarbeiterin Christiane Itter-Neuhof und der Freiwilligen Feuerwehr Niederkleen, die die Bewirtung übernommen hatte.

Ein besonderer Höhepunkt waren die Ehrungen verdienter Bürger der Gemeinde Langgöns.